Auf den Spuren der Bienen
Gut, dass ich an Tag zuvor pünktlich ins Bett gekommen bin – an diesem 31.07. sollte uns ein langer und sehr eindrucksvoller Tag erwarten.
Begonnen haben wir nach dem Frühstück mit einem besonderen Angebot, das unsere Gruppe im Vorhinein bei einem Losverfahren der Erzdiözese gewonnen hatte. Wir hatten eine Stadtführung mit dem Titel „Auf den Spuren der Bienen“. Ich hatte mir da nicht viel versprochen und mich nur gefragt, warum wir nicht Schmetterlingen, Schweinen, Einhörnern oder Trinkbrunnen folgen.
Es stellte sich aber heraus, dass es echt interessant werden sollte. Zwei nette Jugendreferentinnen kamen zu unserem Hotel und holten uns ab. Eine davon hatte sich die Tour überlegt und verriet uns dann auch, was es mit dem Titel auf sich hat: Die Biene (bzw. drei davon auf blauem Grund) war das Wappen der Familie Barberini. Aus diesem Adelsgeschlecht stammte Papst Urban VIII, der in Rom sehr viel (vielleicht auch zu viel, da durch seine Hand einiges zerstört wurde) baute und dort dieses Zeichen hinterließ. Wir besuchten also verschiedene Orte, an denen dieses Wappen oder zumindest einzelne Bienen zu sehen waren. Am besten hat mir dabei das Baptisterium des Laterans gefallen. In der Basilika waren wir ja schon am ersten Abend gewesen, aber das zugehörige Baptisterium, wo früher Taufen stattgefunden hatten, haben wir nicht beachtet. Es hieß, dass nur echter Christ ist, wer dort getauft wurde. Um zum Taufbecken zu kommen (was damals noch wie ein kleiner Pool in den Boden eingelassen war – damals musste man als Erwachsener einmal mit dem Kopf untertauchen) konnte man nicht anders als ein großes Bienen-Wappen zu überschreiten – ein dezenter Hinweis des Papstes auf sich und seine Bautätigkeit…
Ich bekomme einen weiteren Namen
Als wir gerade in dem Gebäude waren, fand von einer anderen Touristengruppe eine Tauferneuerung statt, der sich ein paar von uns anschlossen. Dort wurde dann auch ich nochmal „neu“ getauft und meine Namen Paul und Patrick um den dritten Namen Pietro erweitert. Die Idee meiner Minis ist, mir an jedem Ort, an den ich sie begleite, einen passenden Namen hinzuzufügen. Da in Rom der Papst residiert und der erste Papst Petrus war, bekam ich die italienische Version dieses Namens und heiße jetzt Paul Patrick Pietro.
Nach einer der vielen Marienkirchen und dem Capitol als weiteren Stationen fand unsere Tour dann bei einem Eis für jeden einen Abschluss. Nachdem wir uns für die Führung bedankt hatten – es war echt interessant und die beiden Jugendreferentinnen, die es geplant hatten, super nett – gingen wir zurück zur Unterkunft, um uns für das Highlight unseres Aufenthalts vorzubereiten – am Nachmittag sollte die Papstaudienz stattfinden.
Es geht zu Oberhaupt der Katholischen Kirche
Wir machten uns mit Sonnencreme und Kopfbedeckung sonnensicher und packten genug Wasser ein, damit wir die Stunden in der Hitze überstehen konnten. Die Hinfahrt mit der Metro lief erstaunlich gut – entweder waren wir früher oder später als die meisten anderen unterwegs. Als wir dann bei der Station Ottaviano ausstiegen, merkten wir, dass wir wohl später dran waren – es liefen schon Unmengen an Minis durch die Straßen. Die Polizei von Rom hatte den direkten Zugang zum Petersplatz abgesperrt, um ein zu großes Gedränge zu vermeiden. Daher mussten wir erst um ein paar Ecken gehen, bevor wir uns in Richtung Petersdom bewegten. Recht bald kamen wir an einer Taschenkontrolle vorbei, die einen Blick in alle Rucksäcke warf. Unsere großen Wasserflaschen wurden nicht beachtet (es gab vorher das Gerücht, dass man vielleicht nur 0,5-Liter-Flaschen mitnehmen darf, was aber Gott sei Dank nur ein Gerücht war) und allein Deo-Spraydosen wurden abgenommen und auf einen bunten Haufen geworfen.
Wir haben ein Platz
Dann gingen wir langsam weiter nach vorne und hielten Ausschau nach einem günstigen Platz – den wir dann auch wie durch ein Wunder bekamen! Wir fanden eine Häuserecke, zwar außerhalb des Petersplatzes, aber doch noch so nah, dass man, wenn man sich auf einen Mauervorsprung stellte, einen Blick nach vorne hatte. Dort setzten wir uns hin, konnten uns sogar an der Mauer ablehnen und der Schatten der Kolonaden um den Petersplatz wanderte recht schnell in unsere Richtung, sodass wir den Großteil der Zeit sogar im Schatten verbringen konnten. Von dort beobachteten wir dann alles, was passierte. Unzählige Füße gingen an uns vorbei und suchten sich um uns herum einen Platz, es wurde gesungen und schon bald kam auch die Feuerwehr und kühlte die Leute, die direkt auf dem Platz in der Sonne saßen, mit dem Wasserschlauch ab. Auch wir gingen immer wieder zu einem nahe gelegenen Trinkbrunnen, um unsere Wasservorräte aufzufüllen.
Das ist übrigens eine super Sache – überall in Rom findet man kleine Brunnen an der Straße, aus denen Trinkwasser plätschert und an denen man sich bedienen kann. So lässt sich die Hitze doch ganz gut aushalten und man braucht keine Angst haben, zu wenig zu trinken.
Der Papst kommt
Um 18.00 Uhr ging es dann recht pünktlich los und der Papst machte sich auf den Weg durch die Menge. Er fuhr auf einem kleinen Wagen – nicht hinter Panzerglas, sondern ganz offen – und winkte uns zu. Ich habe ihm natürlich auch zurückgewunken, weiß aber nicht, ob er mein rosa Ärmchen über die Entfernung gesehen hat.
Dann folgte eine kleine Fragerunde, in der bestimmte Jugendliche aus verschiedenen Ländern Fragen stellen durften und der Papst darauf antwortete. Danach gab es eine Auslegung eines kurzen Lesungstextes. Es wurde hier auch Bezug auf das Motto der Wallfahrt genommen und gesagt, dass wir uns Jesus in unserem Tun als Vorbild nehmen sollen und immer versuchen, anderen Menschen zu helfen und zur Seite zu stehen. Das zog sich leider alles ein bisschen – bei der Hitze war es schwer, aufmerksam zu sein, und mein Englisch ist leider nicht so gut, dass ich alles verstanden hätte. Eine deutsche Übersetzung gab es zwar über die „GoRome“-App, aber ich wollte meine Ohren nicht mit Stöpseln verschließen. Dann hätte ich wohl die vielen kleinen Szenen nicht so mitbekommen, wenn hier mal ein Pilgertuch getauscht wurde oder dort ein Kommentar zum Geschehen in einem fremden Dialekt gegeben wurde. Insgesamt war die Atmosphäre schon besonders, aber nicht sehr feierlich. Nach einiger Zeit liefen immer mehr Menschen herum, unterhielten sich laut und man hatte Mühe, mitzubekommen, was gerade passiert. Im Endeffekt waren wir dann ganz froh, als es vorbei war, und wir beschlossen, uns das, was gesagt wurde, daheim noch einmal in Ruhe auf Deutsch anzuhören.
Wo sind die anderen ?
Da der Heimweg dann ein bisschen länger dauerte – kein Wunder, wenn mehrere zehntausend Menschen zurück in die Stadt wollen – haben wir uns nur noch eine Pizza geholt und sind dann nach einer ausgiebigen Dusche wieder recht bald ins Bett gegangen.
Text: Veronika Huber Fotos: Sophia Kalmbacher, Veronika Huber Sebastian Rinck und Thomas Steinbeiß