Wie sieht ein Buch aus dem Jahr 800 aus?
Am heutigen Samstag sind wir alle wieder recht früh aufgestanden und ins „Trinity College“ (das ist die Universität von Dublin) aufgebrochen, weil wir heute das „Book of Kells” sehen wollten, das eine der größten Attraktionen hier in Dublin ist. Dieses Buch ist eine Abschrift der vier Evangelien, die wunderschön geschrieben und verziert ist. Wie so vieles ist das Buch schon sehr alt (wieder über 1000 Jahre – irgendwie kann man sich das gar nicht so recht vorstellen) und deswegen wertvoll. Man bekommt immer nur eine Doppelseite des Buches zu sehen und jeden Tag wird einmal umgeblättert, dass nicht eine Seite dauernd dem Licht ausgesetzt ist. In einer Ausstellung darum herum konnte man erfahren, wie das Buch selbst und die Farben für die Malereien hergestellt wurden – da konnte man noch nicht einfach in den Schreibwarenladen gehen und sich einen Malkasten kaufen, sondern musste für verschiedene Farben Steine oder Pflanzen zerreiben und dann mit Öl oder Wasser mischen – ganz schön aufwendig!
Wie war das Leben im 18 Jahrhundert in Dublin
Noch toller als dieses Buch fand ich dann aber die Bibliothek, durch die man auf dem Weg zum Ausgang noch gehen konnte. In dieser Bibliothek werden hunderte alte Bücher aufbewahrt, die der Universität gehören. Wir haben erfahren, dass von jedem Buch, das in Irland veröffentlicht wird, eine Kopie an die Bibliothek geht. Ihr könnt euch also denken, dass das ganz schön viele Bücher sind und deswegen diejenigen, die dort zu sehen sind, auch nur ein kleiner Teil sind.
Nachdem wir uns durch den Souvenir-Shop nach draußen gekämpft hatten (da gibt es schon immer sehr tolle Dinge, von denen man denkt, man braucht sie unbedingt), ging es gleich weiter in eines der gregorianische Häuser, das als Museum so hergerichtet war, wie es um 1800 ausgesehen haben muss. Nachdem an dem Wochenende die „Heritage days“ gefeiert wurden, durften wir das Haus sogar kostenlos besichtigen und bestaunten liebevoll eingerichtete Wohn-, Ess-, Tee-, Schlaf- und Kinderzimmer. Nur für das damalige Hausschwein gab es anscheinend kein eigenes Zimmer, weshalb ich schon froh bin, in der Gegenwart zu leben und ein riesiges blaues Sofa mein Zuhause nennen zu dürfen. In den Zimmern sind dann auch in originale Gewänder gekleidete Menschen herumgegangen – besonders gut hat unseren Damen ein „Bursch“ im Brokatmantel gefallen, was sie dann so auch gleich im besten Bairisch im Gästebuch festgehalten haben (und daher vom Museumswärter nicht entziffert werden konnte).
Musikfans im Paradies
Unser Essen haben wir uns dann auf einem „Food market“ gesucht, wo es lauter gute Dinge gab: Chinesische Nudeln, Burger, Steak, Crêpes, Käse und einen Stand mit lauter süßen Leckereien. Das war fein!
Dort haben wir uns dann nochmal weiter aufgeteilt. Eine kleine Gruppe ging in ein tolles Café, das im Jugendstil eingerichtet war und trank dort noch einen Kaffee. Die andere Gruppe begann mit dem Souvenirshoppen: Es wurden Hoodies (das sind dicke Kapuzenpullis) mit „Irland“- oder „Dublin“-Aufschrift, Kerzen, Fudge (eine sehr bappige Süßigkeit, ein bisschen wie Karamell) und Bücher gekauft. Besonders zugeschlagen wurde in einem CD-Laden, der gerade Ausverkauf hatte und man daher CDs für 1 € bekam.
Der Gottesdienst war aber schnell vorbei
Nach dem erfolgreichen Kaffeetrinken bzw. Einkauf trafen wir uns dann alle vor der Pro-Cathedral, um den Vorabendgottesdienst zu besuchen. Das war auch mal ein Erlebnis!
Gesangsbücher, wie bei uns das Gotteslob, gibt es dort keine, dafür bekam man einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem alle wichtigen Sätze für den Gottesdienst gedruckt waren (worüber wir auch ganz dankbar waren, weil die Gemeindemitglieder so schnell gesprochen haben, dass man gerade schauen musste, dass man mitkommt).
Der Pfarrer hatte wohl noch eine Pub-Verabredung, weil der so dermaßen durch die Messe gehetzt ist, als habe er eigentlich etwas Besseres zu tun. Der Gottesdienst war dadurch schon nach knapp 45 Minuten zu Ende und irgendwie ist zumindest bei mir nicht so viel hängen geblieben. Die Bänke waren furchtbar eng – da war ich froh, nur ein kleines, relativ schlankes Schweinchen zu sein. Das einzige, was mir sehr gut gefallen hat, war die Kantorin, die eine wunderschöne Stimme hatte – der hätte ich noch stundenlang zuhören können
Wo hat sich das Ohropax versteckt
Nachdem wir uns dann beim Supermarkt mit Essen eingedeckt hatten, kochten wir im Hostel sehr, sehr, sehr viel Reis (mit den zwei Kilo für 13 Leute haben wir uns leicht verschätzt) und es gab Gemüse und geschnetzeltes Fleisch dazu. Ich habe mich zwar echt bemüht, aber von dem Reis ist noch einiges übrig geblieben, das wir dann bis zum nächsten Tag aufheben durften.
Somit waren die Mägen gut gefüllt und die meisten schliefen recht bald friedlich ein. Ausgenommen davon waren Emily, die auf verzweifelte Ohropax-Suche ging (ein Ohropax hatte sich anscheinend in Luft aufgelöst und konnte auch nach minutenlangem Rufen nicht gefunden werden) und ein paar Nachteulen, die bis in den frühen Morgenstunden den Aufenthaltsraum bewachten.
Text: Veronika Huber Fotos: Sophia Kalmbacher, Veronika Huber und Johannes Schumm