Was soll man machen wenn soviel los ist?
Der Donnerstag begann mit einem großen Problem – ich konnte nicht duschen!! Da waren so viele Menschen, die alle vor mir da waren, dass ich ewig warten musste, bis ich in eine der Kabinen (von denen es nur drei gab) durfte. Ganz im Vertrauen – ich hab mich dann einfach nicht geduscht, sondern ganz viel Deo auf meinen Bauch gesprüht und das hat auch keiner gemerkt… Aber bitte verratet nichts!
Mein Frühstück habe ich heute mit einem Apfel aus dem Supermarkt ergänzt, weil sonst das viele süße Zeug (Kekse, Marmelade und Nutella) meinen Magen verklebt. Den Vormittag habe ich mit den Mädels aus dem Achterzimmer bei einem Spaziergang zu den Docks verbracht. Die Docks sind die Gegend am Fluss und direkt am Meer, wo die Schiffe anlegen und be- und entladen werden. Und groß sind die! Da kam ich mir als Kuschelschwein ganz klein vor…
Daneben waren ein paar sehr moderne Gebäude mit viel Stahl, Glas und Design zu sehen. Außerdem habe ich versucht, ein paar Möwen zu fangen. Dadurch, dass Dublin so am Meer ist, gibt es die hier wie Tauben. Leider war ich aber immer zu langsam und ich wollte wegen meines Deo-Tricks auch nicht zu sehr ins Schwitzen geraten.
Es geht endlich ans Meer
Am Nachmittag sind wir dann alle zusammen zum Strand gefahren. Von der Connolly-Station (so was wie der Hauptbahnhof bei uns) ging es ca. eine halbe Stunde mit dem Zug stadtauswärts nach Killiney, wo wir dann einen schönen Strandabschnitt gefunden haben, an dem wir uns zu einer Runde Kekse niedergelassen haben. Als mir das Essen zu langweilig wurde, habe ich einen kleinen Spaziergang gemacht und Türmchen aus Steinen gebaut. Diese Steine waren sooo schön! Ganz glatt und teilweise schwarz bis blau waren die. Da hab ich mir gleich ein paar eingesteckt…
Dort am Strand fand dann auch endlich diese Taufe statt. Ich kann euch sagen – so toll war das auch nicht! Mir wurde ein bisschen Wasser auf den Kopf getupft und gesagt, dass ich jetzt Paul Patrick heiße. Danach hatte ich Dreck auf dem Kopf und habe gefroren, weil das Meer nicht sehr warm war. Aber alle waren glücklich und meinten, dass ich jetzt mit diesem Namen echt irisch sei. Wisst ihr übrigens, was der Heilige Patrick damit zu tun hat, dass das Symbol für Irland ein dreiblättriges Kleeblatt ist? Anhand dieser Form – ein ganzes Blatt mit drei Teilen – hat er versucht, den Leuten zu erklären, wie das mit der Dreifaltigkeit Gottes ist: Das ist auch ein ganzes Wesen, nämlich Gott, besteht aber in sich nochmal aus Vater, Sohn (also Jesus) und Heiligem Geist. Das ist zwar ein schönes Bild, aber so ganz verstehen tu ich das trotzdem nicht – ich weiß nicht, ob diese Taufe wirklich etwas gebracht hat…
Mind the Gap in Dublin
Dann haben wir uns auch bald schon auf den Rückweg gemacht, weil es immer wolkiger und damit kühler wurde. Auf der Zugfahrt zurück haben wir dann „the gap gemindet“ – da steht überall „mind the gap“, was heißt, man soll beim Aussteigen aufpassen, dass man nicht in den Spalt zwischen Zug und Bahnsteig fällt. Das ist zwar sehr freundlich darauf hinzuweisen, aber dieser Spalt ist meistens schmäler als in der Münchner U-Bahn und da interessiert sich auch keiner dafür, ob der Schritt, den man macht, groß genug ist.
Wo spielt man Crossy Road Live?
Auf dem Heimweg zum Hostel haben wir uns wieder todesmutig über die Straßen manövriert. Rote Ampeln in Irland sind eher Richtlinien, an die sich kaum ein Ire und nach ein paar Tagen auch kein Tourist mehr hält. Es wird nur kurz geschaut, ob gerade ein Auto kommt (das ist allerdings ein bisschen kompliziert, weil die hier von rechts kommen – ganz schön seltsam, dass die alle falsch fahren und ihnen das niemand sagt) und dann die Straße auch bei rot überquert. Wenn man dann doch mal wartet, bis es grün wird, ertönt ein computerspielähnliches „pfiu“ und die Ampel fängt an zu tacken, um den Blinden mitzuteilen, dass sie gehen dürfen. Nach gefühlten zwei Sekunden wird die Ampel dann schon wieder gelb – dort haben auch die Fußgängerampeln drei Farben – und danach beginnt wieder das Warten oder das Nach-Belieben-über-die-Straße-Hüpfen.
Da ich von meiner Taufe ziemlich erschöpft war, war für mich auch an diesem Abend bald schon Zeit für’s Bett.
Hier noch ein paar Eindrücke von meinem Tag:
Text: Veronika Huber Fotos: Sophia Kalmbacher, Veronika Huber und Johannes Schumm