Dass St. Lorenz eine „lebendig Gemeinde“ ist hat Pater Bernhard Grom in seiner gereimten Faschingspredigt am Faschingssonntag 2016 sehr eindrücklich dargestellt.
Das Lesen lohnt auch noch in der Fastenzeit, nicht nur als Vorbereitung auf die tatsächlich anstehende Visitation.
Stellen wir uns vor: Der Bischofsvikar kommt zur Visitation der Pfarrei, die alle fünf Jahre üblich ist. Er fragt Pfarrer Huber, ob St. Lorenz eine „lebendig Gemeinde“ sei. Der Pfarrer antwortet: Ganz sicher, ich nenne Ihnen nur mal einige Einrichtungen und Gruppierungen:
Den Kindergarten, die Ministranten, den Familienkreis, den Frauenbund, die KAB, den Bastelkreis, den Eine-Welt-Basar, die Gymnastik für Frauen, Musik-Band und Kirchenchor sowie unser Renovierungsteam. Und, Hochwürden, jede Gruppe hat einen eigenen Bezug zur Bibel. Das wird Sie vielleicht überraschen:
1. Die Mütter, Väter aller Arten
erfreut der Lorenz-Kindergarten.
Er macht die Kleinen Schritt für Schritt
für eine gute Zukunft fit.
Die Lebenslust der Lauser, Gören
ist auch im Friedhof noch zu hören.
Die Bibel hat’s vorausgesagt (Offb 19, 6):
„Da hörte ich etwas wie die Stimme einer großen Schar und wie das Rauschen gewaltiger Wassermassen und wie das Rollen mächtiger Donner.“
2. Auch ist die Ministrantenschar
für die Pfarrei ein Schatz fürwahr.
Ob klein, ob groß, Bayer, Migrant –
sie tragen all’ das gleich’ Gewand.
Das eint und integriert sie leicht,
so manche Trennwand dadurch weicht.
Es macht für eine knappe Stunde
sie fast zu einer Engelsrunde.
Für ihren anspruchsvollen Dienst
der Diakon sie schult und bimst.
Anweisungen für das Training bietet ihm das Buch der Sprichwörter (4,25; 6,12):
„Deine Augen sollen geradeaus schauen, und deine Blicke richte nach vorn! Geh immer zu auf gerader Bahn, und alle deine Wege seien geordnet. Weich nicht ab, weder nach rechts noch links, halt deinen Fuß vom Bösen zurück! – Ein Taugenichts ist, wer mit den Augen zwinkert, mit den Füßen scharrt und Zeichen gibt mit den Fingern, wer im Herzen Hinterlist hegt.“
3. Für Paare viel Gewinn verheißt
und Austausch der Familienkreis.
Mit Gleichgesinnten diskutieren,
nach welchen Werten wir agieren,
wie ich’s bei Kindern richtig mache,
das ist halt eine runde Sache.
Die Bibel zeigt uns Weg und Ziel: (Eph 6,4; Ps 144,12)
„Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Weisung des Herrn. – Unsere Söhne seien wie junge Bäume, hoch gewachsen in ihrer Jugend, unsere Töchter wie schlanke Säulen, die geschmückt sind für den Tempel. Unsere Speicher seien gefüllt, überquellend von vielerlei Vorrat.“
4. Wir sind sehr gut seit 100 Jahren
mit unserm Frauenbund gefahren.
An vielen Mittwochnachmittagen
greift auf er aktuelle Fragen,
träufelt mit Káffee, Kuchen fein
den Damen breite Bildung ein.
Man feiert Feste, wie sie fallen:
Advent und Fasching, das taugt allen.
Das Vorbild schildert bereits die Apostelgeschichte (Apg 2,44; 4,32):
„Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie hielten miteinander Mahl in Freude und in Lauterkeit des Herzens. Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk beliebt. Die Gemeinde war ein Herz und eine Seele.“
5. Der Arbeitnehmer Wohl und Weh’
am Herzen liegt der KAB.
Von Mindestlohn bis Flüchtlingsfrage
prüft sie die soziale Lage,
dass niemand ausgebeutet wird
und die Gerechtigkeit nicht stirbt.
Als erstes KAB-Mitglied
Jakobus einst sehr kritisch schrieb (Jak 5,1-4):
„Ihr aber, ihr Reichen, euer Reichtum verfault, und euere Kleider werden von Motten zerfressen. Noch in den letzten Tagen sammelt ihr Schätze. Aber der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel. Die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, dringen zu den Ohren des Herrn.“
6. Im Süden von Nigeria
ein Krankenhaus ziert Afrika.
Bei uns ein Bastelkreis von Frauen
versteht es, Weihnachtsschmuck zu bauen,
den sie beim Basar präsentieren,
die Klinik so zu finanzieren.
Was ausmacht eine Bastlerin –
das steht schon in der Bibel drin (Buch der Sprichwörter 31):
„Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert. Emsig tut sie sich um nach Wolle und Flachs und schafft mit fleißigen Händen. Sie gürtet ihre Hüften mit Kraft und rüstig regt sie die Arme. Sie spürt den Erfolg ihrer Arbeit, auch des Nachts erlischt ihre Lampe nicht. Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger fassen die Spindel. Sie webt Tücher und verkauft sie. Gürtel liefert sie dem Händler. Preist sie für den Ertrag ihrer Hände, ihre Werke soll man am Stadttor (das heißt im Pfarrbrief) loben.“
7. Zu einem Handel fair und klar
trägt bei der Eine-Welt-Basar.
Zu Preisen, die der Armut wehren,
kann man hier Leckeres verzehren:
Kaffee, Tee, Honig wird bestellt
und kommt zu uns aus aller Welt.
Für diese Art Globalisierung
die Bibel bietet Orientierung (1 Kön 10):
„Die Königin von Saba kam nach Jerusalem mit Kamelen, die Balsam, eine gewaltige Menge Gold und Edelsteine trugen. Sie gab dem König 120 Talente Gold, dazu eine sehr große Menge Balsam und Edelsteine. Auch brachten die Schiffe Hirams sehr viel Sandelholz und Edelsteine aus Ophir mit. So viel Sandelholz ist nie wieder in das Land (um Oberföhring) gekommen.“
8. Gar regen Zuspruch und Vertrauen
find’t die Gymnastik für die Frauen.
Nicht zu bezahl’n mit hohen Summen
ist dies Geschenk, dieser Jungbrunnen.
Was ist’s, das den Erfolg erklärt?
Prophet Jesaja dazu hört (Jes 40,29):
„Er gibt den Müden Kraft, dem Kraftlosen verleiht er große Stärke. Die Jungen werden müde und matt, junge Männer stolpern und stürzen. Sie aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.“
9. Ein Hochgenuss für jedes Ohr
sind Musik-Band und Kirchenchor.
Was sie an Schwung und Freud’ uns schenken,
ist einfach nicht mehr wegzudenken.
Ihr Stil und zeitgemäßer Pfad
vom Buch der Bücher wird bejaht:
Der Psalter will Gesang verbreiten,
den Instrumente auch begleiten (Ps 150):
„Lobt Gott in seinem Heiligtum.
Lobt ihn mit dem Schall der Hörner,
lobt ihn mit Harfe und Zither!
Lobt ihn mit Pauken und Tanz,
lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel!
Lobt ihn mit hellen Zimbeln,
lobt ihn mit klingenden Zimbeln.
Pop und Rock, lobet den Herrn!“
10. Uns würde manches Chaos blüh’n
ohn’ unser Renovierungsteam.
Mit den Fachleuten konferieren,
den Arbeitsfortschritt kontrollieren,
die Pfarrgemeinde informieren
und auch noch Spender motivieren –
allein könnt’ ich das niemals schultern –
da braucht man Helfer, die ermuntern.
Ihr Auftrag, den sie innig lieben,
im Buche Esra (6) ist beschrieben:
„Im ersten Jahr des Königs Kyrus hat König Kyrus einen Befehl erlassen, der das Gotteshaus in Jerusalem betrifft: Das Haus soll wieder aufgebaut werden als Ort, an dem man Opfer darbringt. Seine Fundamente sollen erhalten bleiben. Seine Höhe soll 60 Ellen betragen und seine Breite 20 Ellen. Auch soll man die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses zurückgeben, die Nebukadnezar aus dem Tempel nach Babel (das heißt ins Pfarrheim) gebracht hat. Alles soll wieder an seinen alten Platz kommen. Lasst die Arbeit an jenem Gotteshaus weitergehen. Auch ordne ich an, wie ihr die Ältesten dort beim Bau jenes Gotteshauses unterstützen sollt.“
Ich fasse zusammen:
Das zeigt, Hochwürden, was ich meinte
mit der „lebendigen Gemeinde“.
P. Bernhard Grom