Herr Pfr. Leibigerhat uns am 3. Advents- (-Gaudete-) Sonntag in seiner Predigt anhand des Apostel Paulus interessante Gedankenanstöße zur Freude auch in Coronazeiten gegeben. Die Fürbitten waren diesmal als Meditation formuliert.
Lesen Sie selbst…
3. Advent 2020 – GAUDETE – Freut euch!
„Freut euch!“ sagt der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher. Wir haben es soeben in der (Zweiten) Lesung gehört. Das hört sich ganz gut an… Aber wenn mir gar nicht danach zumute ist? Wenn ich Sorgen und Ängste habe angesichts der sich verschärfenden Corona-Pandemie und der vielen Covid-19-Toten? Wenn einer – auch noch nach Jahren – um einen lieben Menschen trauert? Wenn einer im Beruf gemobbt wird, so dass er seine Freude und Motivation verliert? Wenn man alt und gebrechlich ist und sich einsam fühlt? Wenn Weihnachten vor der Tür steht und eine weihnachtliche Stimmung nicht recht aufkommen will?
Freude kann man doch nicht befehlen! Freude kann man nicht machen, auch nicht kaufen oder gar erzwingen! Was soll dieser Spruch des Apostels Paulus? Oder gilt er heute nicht mehr? Was meint Paulus damit?
Ich sehe es so: Paulus befiehlt hier keine Freude. Es ist vielmehr sein Wunsch: „Freut euch dennoch!“ Zu der Zeit, wo er das schreibt, sitzt er selbst im Gefängnis. Er muss mit allem rechnen. Er muss sogar mit dem Tod rechnen. Und trotzdem wünscht er den Christen, sich zu freuen. Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Freude ist mehr als Spaß, der oberflächlich ist. Vielleicht kann man am besten so sagen:
Seht nicht zu schwarz! Lasst euch nicht unterkriegen! Seid gelassener! – Warum eigentlich? Das Leben ist doch oftmals hart genug und es wird einem heutzutage wirklich nichts geschenkt. Wird da die Freude nicht zu einer Farce?
Paulus sagt: „Freut euch zu jeder Zeit!“ Freut euch, weil ihr zu Gott gehört. Ihr seid ganz in Gott geborgen. Egal, was kommt – Gott ist bei euch. Ist das kein Grund zur Freude?! Letztlich kann uns doch gar nichts Besseres passieren. „Freut euch!“
Manche Menschen können das nicht mehr. Sie laufen herum, als ob sie die ganze Last der Welt allein tragen müssten. Als ob das ganze Leben nur noch aus Arbeit, Mühe, Krankheit und Anstrengung besteht. Tiefe Sorgenfalten durchziehen die Gesichter, keine Miene verzieht sich zum Lächeln, oft auch schon bei jungen Menschen oder bei Kindern.
Wenn manche Menschen den Mund aufmachen, kommt nur Gejammer heraus. Selbst den Glauben empfinden sie manchmal als Last. Der Gottesdienst wird dann zur reinen Pflichterfüllung und bald wird man sich auch in der Zeit der Pandemie der Sonntagsmesse ‚entwöhnt‘ haben.
Solchen Menschen zu sagen: „Freut euch!“ Ist das nicht vergebliche Liebes-Mühe. Sie wissen nicht mehr, was Freude ist. Doch die Botschaft der Freude – die bräuchten sie dringender als manch ein anderer.
Viele Menschen wissen sehr wohl um die Freude: Sie strahlen Freude aus. Man spürt richtig, dass sie gern leben, sich an den Kleinigkeiten des Alltags erfreuen können. Meistens sehen sie die Dinge auch positiv:
Das Glas ist halbvoll und nicht halbleer. Ihre Freude kommt von innen. Und das oft bei Menschen, die in ihrem Leben viel mitgemacht haben, denen Intrigen und böses Gerede eigentlich zugesetzt haben müsste. Und trotzdem?
Ich glaube, das ist es, was auch Papst em. Benedikt XVI. meint, wenn er von der Hilaritas, von der Heiterkeit, spricht. Und der Apostel Paulus meint: Freude als Lebenseinstellung, als Grundhaltung. Solche Freude kann man tatsächlich nicht machen. – Man kann sie aber einüben, lernen.
Wie das geht, möchte ich mit einem Vergleich aufzeigen, mit einem Symbol: Freude ist wie ein Licht. Doch wir müssen realistisch sein. Die Freude hat viele Feinde: Neid, Vorurteile, Unzufriedenheit, nur das Schlechte am andern sehen, Kritisieren, Herumnörgeln. So etwas löscht jede Freude aus. Das ist, wie ich meine, wie wenn ich ein Glas über das Licht stülpe. Bald geht der Flamme der Sauerstoff aus.
Freude hat noch andere Feinde: die Sorgen, die Ängste. Sie können einen so in Beschlag nehmen, dass man das Gute nicht mehr sieht:
Gott sei Dank dürfen wir – auch nach Auskunft der Leopoldina – weiter Gottesdienst feiern. Und das auch im aktuellen Katastrophenfall mit den Ausgangsbeschränkungen… Der Psalmist sagt: ‚Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat‘.
Und noch andere Feinde gibt es für die Freude: Streit, Unfriede, das dauernde Nachtragen, nicht Verzeihen können. Auch das ständige Gefühl, ich komme zu kurz und den andern geht’s viel besser als mir. All das strengt an, kostet uns Nerven. Freude hat viele Feinde. Aber wie kann ich dann lernen, die Freude zur Grundeinstellung meines Lebens zu machen?
Das Erste ist, dass ich lerne, mich selbst zu mögen, zu mir ‚JA‘ zu sagen, so wie ich bin, so wie Gott mich geschaffen und gewollt hat. Ich stelle mein Licht nicht unter den Scheffel, sondern ich trau mir etwas zu. Ich kann etwas. Ich kann auch guten Gewissens etwas genießen. Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar. Der ehemaliger Abtprimas der Benediktiner Notker Wolf sagt: Der Liebe Gott hat die guten Sachen nicht nur für die bösen Menschen erschaffen!
Als Zweites müssen wir lernen, unsere Sorgen loszulassen. Die entscheidende Frage ist: Haben wir Sorgen oder haben die Sorgen uns?
Wenn die Sorgen uns haben, verlieren wir alle Freude. Wenn wir aber Sorgen haben – was normal ist -, dann können wir sie auch wieder loslassen. Wer aber seine Sorgen Gott hinhält, ganz praktisch seine Last, seine Felsbrocken beim Kreuz ablegen kann, der lässt sie los und gibt damit der Freude Raum und hat Luft zum Atmen.
Wer lernt, was es heißt, wenn Gott zu uns JA sagt, der weiß: ja „Ich will euch aufatmen lassen“: Und wer das lernt, dem wird die Freude nicht so leicht ausgehen. Im Gegenteil, der bekommt noch was dazu geschenkt:
Wer Freude in sich hat, bekommt auch Frieden mit sich, mit anderen und auch mit Gott. Beim Kerzenlicht nehmen wir gern einen Windschutz. So was brauchen wir auch für die Freude.
Ich wünsche uns allen in dieser Zeit der Pandemie und der verbleibenden Adventszeit viel Mut und Kraft, diese Art der inneren Freude zu leben. Sie kommt zur Wirkung, auch wenn ich meine, mit der Freude geht heute gar nichts mehr. Eine solche Freude wird uns dann auch Weihnachten – trotz des Lockdowns – in einem ganz neuen Licht erfahren lassen.
Franz X. Leibiger, Pfarrer
Allgemeines Gebet
(Diese Fürbitten sind ohne Akklamationen gedacht, aber mit kurzer Stille)
Heute, am 3. Advent, denken wir an die Kirche. Wir dürfen zur Sonntagsmesse zusammenkommen und freuen uns darüber, auch wenn wir nicht mehr singen dürfen und ständig eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen müssen.
Heute denken wir an die Kinder. Sie lernen eine Welt kennen, die wir ihnen und uns am liebsten ersparen würden. Aber ihr Lachen ist so ansteckend, dass die Schatten, die über unseren Tagen lauern, fliehen.
Heute denken wir an die alten Menschen in den Heimen. Sie müssen Einschränkungen in Kauf nehmen. Manchmal machen sogar Besuche Angst. Eine große Unsicherheit macht sich breit. Wenn diese Leute aber lächeln, sind auch die Pflegekräfte dankbar und glücklich.
Heute denken wir an die Menschen, die auf Intensivstationen arbeiten. Sie kämpfen für andere mit dem Tod. Sie leiden darunter, wenn sie nicht mehr helfen können. Ihre Freundlichkeit müssen sie hinter Masken verstecken.
Heute denken wir an die Politiker. Sie tragen eine große Verantwortung. Auf ihnen ruhen viele Erwartungen. Nicht alle können sie erfüllen. Von vielen Seiten hagelt es auch Kritik. Sie dürfen keine Fehler machen. Dabei müssen sie immer freundlich bleiben.
Heute denken wir an die Künstler, Geschäftsleute und Wirte. Der Lockdown macht ihnen und ihren Mitarbeitern zu schaffen. Viele haben Angst, es nicht zu schaffen. So manches Lebenswerk ist in Gefahr. Trotzdem machen sie anderen noch Mut.
Heute denken wir an unsere Verstorbenen, besonders (an N. N. und auch) an die vielen Toten durch COVID-19. Wir empfehlen sie dem Erbarmen des Herrn und erbitten für sie die himmlische Freude.